Die aktuelle Hirnforschung hält immer öfter Einzug in Wirtschaftsunternehmen. Change-Management oder auch kreative Problemlösungen können von den Ergebnissen profitieren. Auch ich versuche Seminar- und Trainingsinhalte „hirngerecht“ anzubieten und in allen Modulen, die Verbindungen vom vegetativen Nervensystem zum Kopf zu aktivieren. Wir trainieren also das Gehirn wie einen Muskel. Geht das denn?
Ja, denn das Gehirn sieht zwar nicht wie ein Muskel aus, wird aber ebenso leistungsfähiger mit Training: wenn wir es anstrengen, entstehen neue Verbindungen der kleinen grauen Zellen untereinander. Besonders gut lernen wir, wenn Gedanken mit Bildern verbunden werden. So funktioniert auch gute Sprachlernsoftware. In manchen Coachings erstellen wir zum Beispiel eine große Mindmap mit kleinen Bildchen zu den verschiedenen Themen.
Arbeitsanweisungen sind einprägsamer mit Fotos oder Grafiken. Noch viel größer aber wird ist die Gehirnleistung, wenn wir Gedanken und Bilder (Farben) mit etwas Haptischen verbinden. Diese Art zu lernen ist die effizienteste bei jedem Menschen. Jeder Mensch hat sich ab dem Kleinkindalter die Welt durch die Verknüpfung des Tuns der Hände mit dem Gehirn erobert. Heute möchte ich von einer Veranstaltung berichten, an der ich im Herbst teilnehmen durfte und die mich in Erstaunen versetzt hat:
Lego® Serios Play®
Das ist eine Methode, die immer mehr Führungsetagen erobert. Mit dem einfachen Legospiel hat sie allerdings wenig zu tun. Es geht darum, Nichthaptisches (Probleme, Zukunft, Motive, Eigenschaften, Kundensegmente, Identitäten, Beziehungen, Ängste, Sorgen, Schwierigkeiten) – also einen kleinen Teil der Innenwelt nachzubauen. Klingt ganz schön schwierig, dachte ich mir.
Zu Beginn des Workshops bauten wir nach einem ausführlichen Intro erst einmal Gegenständliches nach den Vorgaben des Trainers, sozusagen als Aufwärmphase. Danach ging es ans freie Bauen, wir erstellten nacheinander Modelle zu eigenen Problemstellungen. Dabei gibt es immer zwei limitierende Faktoren: 1. Es sind nur wenige Sorten Steine vorhanden und die Anzahl der Steine ist begrenzt. 2. Die Zeit. Unter Zeitdruck nimmt man intuitiv den vermeintlich passenden Stein.
Der Wichtigste und zeitlich längste Teil ist die Auswertung. Ein Befrager stellt Fragen zu dem Modell, er fragt zirkulär nach, um den Erbauer tiefer in die Problematik eintauchen zu lassen. Er hinterfragt das Modell, jedoch nicht die Person. Der Erbauer erklärt und holt so das intuitiv erstellte Modell der Problematik ins Bewusstsein an die Oberfläche, er macht sie besprechbar.
Der Stein findet mich
Erstaunlich was ich alles zustande bringe in der kurzen Zeit. Meine Erklärungen werfen wieder neue Fragen auf und so entspinnt sich ein Dialog um mein Anliegen herum. Obwohl wir nur über das Bauwerk sprechen, spüre ich, wie sich Gedanken zu Lösungen und Ideen formen. Lego® Serios Play® ist eine Open Knowledge Platform, das heißt jeder darf sie für sich nutzen, üben, anwenden. Für alle, die jetzt Lust haben, das auszuprobieren: es gibt in vielen größeren Städten monatliche öffentliche Meetups, in München mit Anmeldung unter www.play-your-future.com mit Torsten Wunderlich. Definitiv mache ich da weiter.
Herzlich, Ihre
Astrid Feuchter
(Quellen: Franz Hütter, Sandra Mareike Lang: „Neurodidaktik für Trainer“, Manager Seminare 2017, Lego® Serios Play®)
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