Das Kaffeebecher-Phänomen

Kennen Sie das Kaffeebecher-Phänomen? Jemand wirft achtlos einen Kaffeebecher in eine Ecke. Nach kurzer Zeit kommt ein zweiter dazu, danach noch Getränkeflaschen, Papierchen, Essenverpackungen und nach einigen Tagen ist so ein stattlicher Müllhügel entstanden. Umweltschutz ist zwar sehr wichtig, jedoch geht es in meinen Blogartikeln um Praxisorganisation. Was hat dieser Müllberg denn nun mit Ihrer Praxis zu tun?

 

Das Kaffeebecher-Phänomen ist eine Metapher für Fehler aller Art, deren Bearbeitung aufgeschoben wird: Dinge, die noch kein allzu großes Problem darstellen, aber aufgeschoben werden, Missverständnisse die man doch noch nicht geklärt hat, weil etwas Anderes wichtiger war, Sachen die schon einmal schiefgelaufen sind und uns nun wiederholt das Leben schwer machen. Allen gemeinsam ist, dass sie uns nerven und uns von unserer Arbeit abhalten. Die Geschwindigkeit, mit der ein Kaffeebecher-Berg wächst, ist enorm und ich weiß, was Sie gerade denken: „Wieso kann ich nicht einfach meine Patienten behandeln und muss mich auch noch um diesen ständig wachsenden Müllberg kümmern?!“

 

Beobachten

 

Der Schlüssel liegt wie in vielen Situationen im beobachtenden Denken rund um den Fehler oder das Problem: Geht die Erledigung schnell und nebenher? Kann ich die Behebung delegieren? Brauche ich jemanden mit dem Blick von außen? Möchte ich das Problem im Team besprechen? Zieht der Fehler oder das Problem schwerwiegende Störungen im Tagesablauf nach sich? (z.B. Wenn wichtige Implantatteile viel zu spät bestellt worden sind.) Ist der Fehler schon einmal vorgekommen?

 

Strukturieren

 

Es lohnt sich, jede „bestandene“ Fehlerprüfung schriftlich in Handlungsanweisungen zu fixieren. Es bringt Ihnen nichts, wenn Sie einige Wochen erfolgreich die rechtzeitige Bestellung der Implantatteile umgesetzt haben und dann die verantwortliche Kollegin im Urlaub ist ohne die Aufgabe weiter gegeben zu haben. Es sollten allgemeingültige Anweisungen für alle Mitarbeiter abgeleitet werden.

 

Reflektieren

 

Ist es überhaupt ein Problem oder machen Sie es in Ihrer Wahrnehmung zu einem? Wie wichtig ist Ihnen, dass z.B. die Pausenteller nicht den ganzen Tag in der Küche herumstehen, oder dass die Mitarbeiterin während einer Patientenberatung Dokumente schreddert? Das Abarbeiten von Problemen wird nie ein Ende haben. Ständig kommen neue hinzu, also könnten Sie getrost einige links liegen lassen. Sie markieren sie einfach als organisch und nicht als „Kaffeebecher“.

 

Fehler und Probleme sind sehr nützlich. Sie sind dazu da, dass wir uns mit unserer Arbeitsweise beschäftigen. Wir erkennen, was dahinter verborgen ist. Wir werden besser und routinierter, beobachtender und selbstbestimmter. Und wir bleiben in der Entwicklung.

 

„Ich freue mich schon auf das morgige Lachen über die heutigen Probleme.“ - Damaris Wieser

 

Herzlich, Ihre

 

Astrid Feuchter

 

 

 

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